Köschta-Popöschta – Das Nasenmärchen (Auszug)

Vor langer Zeit wünschte sich ein Königspaar vor lauter Langeweile einen Jungen. Bald bekamen sie ein Baby, das sie Köschta-Popöschta nannten. Leider hatte Köschta-Popöschta eine Nase wie ein Truthahn. Deshalb sollte der Hofschreiber ihn in ein Boot legen und den Fluss hinab treiben lassen. Er machte das zwar nicht gern, aber was sollte er tun? Zum Ausgleich wünschte er sich selbst ein Baby, aber ein hübsches. Es wurde ein Mädchen und er nannte sie Ursula.

Köschta-Popöschtas Boot aber wurde von einem armen Schleusenwärter aufgelesen. Der lebte mit seiner Frau ganz allein, denn sie hatten schon genug Arbeit am Hals. Als sie die große Truthahn-Nase sahen, überkam sie Mitleid und sie zogen das Baby groß. Das Wertvollste, das sie ihm geben konnten, waren Liebe und ein grandioses Kopfrechentalent. Stets, wenn sie an der Schleuse auf den Wasserwechsel warteten, lösten sie knifflige Mathematikaufgaben. Köschta-Popöschta wurde der schnellste Rechner im Dorf, doch leider konnte das dort absolut niemand gebrauchen.

Zudem war der Junge äußerst wasserscheu. Schon beim kleinsten Nieselregen versteckte er sich unterm Bett. Sein Seelsorger meinte, dies läge an der traumatischen Erfahrung und sei nicht zu heilen.

So wuchs Köschta-Popöschta einsam und ohne Freunde auf, stets verspottet wegen seiner Rechenkünste, der Wasserphobie und wegen seiner hässlichen Truthahnnase.

Viele Jahre später starb das Königspaar bei einem Verkehrsunfall. Der alte Hofschreiber erinnerte sich an das Baby mit der hässlichen Nase. Er ließ eine SoKo KöPo im ganzen Lande nach ihm fahnden. Dem Thronfolger gab er drei Tage Zeit, sonst würde er das Königreich kurzerhand in eine Republik umwandeln.

Köschta-Popöschta bekam davon aber in seinem Dorfe nichts mit. Spät nachts starrte er im Bett den Vollmond an und übte Radius­berechnungen. Eine Kleine Hufnasenfledermaus hing sich in das offene Fenster und sprach: »Guten Abend, Königssohn.«

»Ich bin kein Königssohn«, antwortete Köschta-Popöschta mürrisch. »Was willst du von mir?«

Da verriet ihm die Fledermaus, dass er gesucht würde und ihm das Königreich gehöre. »Du hast drei Tage. Beeile dich!«

»Das Schloss liegt sieben Tagereisen von hier!« maulte Köschta-Popöschta. »Das ist gemein! Außerdem habe ich so eine hässliche Nase und keiner liebt mich.«

»Höre meinen Rat«, antwortete die Fledermaus, »Am verlassenen Bahnhof steht eine verwunschene Telefon­zelle. Wähle die 3,141 592. Eine Stimme geleitet dich zum hübschesten Zwerg der Welt. Der wird dir helfen.«

(2008)

Den kompletten Text kann man in meinem Buch „Am Donnerstag hat Gott Geburtstag“ lesen.

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