Erst nach über einer Woche meldeten die Nachrichten, dass der chinesische Botschafter explodiert war. Wie man lesen konnte, soll es eine vergleichsweise appetitliche Angelegenheit gewesen sein. Der überraschten Sekretärin bot sich nach einem lauten Knall in des Botschafters Arbeitszimmer nur ein Bild der absoluten Verwüstung dar. Vom Diplomaten selbst schien nicht mehr übrig als ein paar feuchte, klebrige Glassplitter. Es machte völlig den Eindruck, ein riesiger Weinballon sei in wahnwitziger Fahrt durch den Raum getobt und auf dem Boden zerschellt.
Horsts Auftrag war erfüllt. Vor drei Wochen hatte den Fernfahrer, dessen Wange durch eine Warze unschön akzentuiert wurde, während seines Urlaubes auf Teneriffa ein unbekannter Endvierziger in blauem Blouson angesprochen. Horst wartete in der Hotel-Lobby darauf, dass die stotternde ältere Rezeptions-Dame seine Pauschalreise-Papiere checkte. Jener Mensch drückte ihm einen Koffer in die Hand, worin Horst später 500.000 Euro in verschiedenen Scheinen vorfand. Unter dem Geld verbarg sich ein grün-brauner Briefumschlag mit einem handbeschriebenen Zettel.
»Tach, Horst. Dies ist Dein Lohn für einen kleinen Gefallen. Bitte sei so gut und sprenge, wenn Du aus dem Urlaub zurück bist, den chinesischen Botschafter in die Luft. Eine kleine Gruppierung komplett irrer, aber engagierter Kampfgefährten sehen in ihm eine Bedrohung unserer Vollkornbrot-Industrie.« Es folgte eine genaue Anleitung, wie Horst den Sprengsatz herstellen und in des Botschafters Zimmer schmuggeln könne. Unterschrieben war der Text mit: »Dein alter Schulkumpel Heinz. PS: Grüß mal auch die Lisbeth ganz herzlich von mir.«
…
(2004)
Den kompletten Text kann man in meinem Buch „Am Donnerstag hat Gott Geburtstag“ lesen.